Wenn gute Architektur glücklich machen kann, stellt sich unmittelbar die Frage, was „gute“ Architektur sein könnte?
Ist das „schöne“ Architektur? Was als schön empfunden wird, ist bekanntlich individuell. Es liegt tatsächlich „im Auge der Betrachterin oder des Betrachters“ - an ihrem oder seinem ästhetischen Empfinden, an Erinnerungen, Erfahrungen, dem Erlernten und der Gemütsverfassung. Was ich heute als schön empfinde, kann morgen schon etwas Anderes sein. Und vermeintlich allgemeine Schönheitsbegriffe sind zudem dem Zeitgeist unterworfen - in der Mode oder beim Design - und auch in der Architektur.
„Gute“ Architektur ist zeitlos. Sie drängt sich nicht auf, sie dient den Bewohnern oder Nutzern und spricht zu ihnen. Sie ist „ansprechend“ - und das hat natürlich auch mit Charakter zu tun. Auch Charaktere sind unterschiedlich, also soll der "Charakter" eines Hauses oder einer Wohnung dem Charakter der Bewohner*innen oder der Nutzer*innen entsprechen und Resonanz bewirken.
Deshalb ist es erlernbar, unter der Voraussetzung der nötigen Begabung „gute“ Architektur schaffen zu können. Dabei ist es hilfreich, beispielsweise selbst gerne zu kochen, um eine Küche zu entwerfen - oder die Interessen und Bedürfnisse von Bauherren erkennen zu können, um ihnen ein Heim zu schaffen, das ganz ihres ist und sie anspricht.
„Gute“ Architektur gelingt dann, wenn die Funktionalität gegeben ist („Form Follows Funktion“ gilt immer noch) und wenn sie auch in 30 Jahren noch „gültig“, also zeitlos ist. Architektur soll neben dem hektischen Alltagsgetriebe Ruhe und Geborgenheit vermitteln - mit gut abgestimmter und reduzierter Materialität. Das Haus, der Ort und die Umgebung des Hauses bilden eine Einheit mit dem Inneren und bestimmen die Aussichten, die Belichtung und die Freiräume. Ökologische Ansprüche sind ‚sowieso‘ nachhaltig zu erfüllen. Und nicht zu vergessen sind die Kosten, die dem Budget der Bauherren angemessen sein müssen.
Wenn das gelingt, kann Architektur glücklich machen. Sowohl die Bauherren, als auch ihre Architekten.